GESCHICHTE


Den ersten Teil hat Kurt Göllner zusammengetragen und als Kabarettist und Volksautor auch entsprechend launig abgefasst. Weiteres wird folgen. Schließlich hat die andere Hälfte der Geschichte eine längere Vita und in den letzten zehn Jahren ist auch Einiges vorgefallen.

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Im Jahr 1975 war Friedberg in Sachen Schach ein weißer Fleck auf der Landkarte. Natürlich gab es auch in Friedberg passable Schachspieler. Diese waren jedoch entweder nicht organisiert oder bei Vereinen im Umkreis tätig, wie beispielsweise Hans Riebel in Lechhausen.

 

Der damalige Chefredakteur der Friedberger Allgemeinen, Anton Lankes, hielt diesen Zustand für untragbar und machte sich daran, ihn zu ändern. Auf sein Betreiben fand sich eine Gruppe interessierter „Schächer“ im „Cafe Frey“ ein und hob am (genaues Datum wird sich finden lassen) den Schachklub Friedberg aus der Taufe – und das gleich mit einem Paukenschlag. Gemäß dem seinerzeitigen Pressebericht war Thea Altmannshofer bayernweit (vielleicht auch bundesweit, wer weiß?) die einzige Dame, die einen Schachklub führte. Wie sich bald zeigte, hatten die Gründungsmitglieder keine schlechte Wahl getroffen.

 

Die rührige Vorsitzende brachte nicht nur einen großen Kreis interessierter Senioren zum Klub, sondern gründete im Friedberger Gymnasium eine Schachspielgruppe, die viele junge Spieler zum Verein brachte. Innerhalb kurzer Zeit hatte der Verein bereits mehr als fünfzig Mitglieder. In den achtziger Jahren erlebte das Vereinsleben seine Blütezeit. Jeden Mittwoch fand sich im Nebenzimmer des TSV-Sportheims bei den Wirtsleuten Schrammel ein buntes Völkchen ein, das bei Speis und Trank dem Schafkopfspiel frönte (Minimum zwei Tische!) oder sich über Gott und die Welt unterhielt. Vereinzelt soll auch Schach gespielt worden sein.

 

Für diese These spricht zumindest die Tatsache, dass die 1. Mannschaft des Vereins gleich einen Durchmarsch von der C-Klasse in die Schwabenliga II hinlegte (wenn man von einem Jahr Zwangspause in der Kreisliga I einmal absieht). Erfolge konnte man bald auch beim legendären „Paartalpokal“ verbuchen. Dieser Wettbewerb wurde alljährlich zwischen Mering, Kissing, Dasing und Friedberg an sechzehn Brettern (!) ausgetragen. Dabei kam den Friedbergern oft zugute, dass man auch die „zweiten acht Bretter“ sehr ordentlich besetzen konnte.

 

So ging ein knappes Vierteljahrhundert ins Land. Die jungen Wilden waren zum Dinosaurier der Schwabenliga II mutiert – unabsteigbar aber auch zu limitiert, einmal eine konstante Saison hinzubekommen, die mit der Meisterschaft und dem Aufstieg belohnt worden wäre.

 

Eine Zeitlang galt in der Liga das ungeschriebene Gesetz, wer es wagt, Friedberg zu schlagen, steigt in der gleichen Saison ab. Dummerweise wagte es in jeder Saison mindestens eine Mannschaft zu viel. Höhepunkt dieses merkwürdigen Brauchtums war eine Saison mit fünf Siegen und zwei Niederlagen gegen die beiden Absteiger, eine davon mit 2,5:5,5 gegen sechs gegnerische Spieler!

 

Im Jahr 1999 war die einst stolze Mitgliederzahl drastisch zusammengeschmolzen. Als dann auch noch das Undenkbare eintrat – Abstieg der ersten Mannschaft – sahen sich die Verantwortlichen veranlasst, die lange angedachte Fusion mit den Schachfreunden vom Gehörlosensportverein in die Tat umzusetzen. Der Schachklub Friedberg als eigenständiger Verein wurde einige Zeit später ziemlich unaufgeregt, aber doch mit der ein oder anderen Träne im Auge, zu Grabe getragen.